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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 3.186 mal aufgerufen
 Texte zum Nachdenken!
Rondrian Offline



Beiträge: 13

09.07.2003 21:56
Liebe ohne Chance (Kurzgeschichte) Antworten

„Bye, bis bald Schnucki!“, so verabschiedete sie sich immer von mir am Telefon oder im Chat. Schon immer, seitdem ich sie kannte. Und immer wieder hörte ich diese Worte gerne, weil sie mich so sehr berührten bis tief in meine Seele. Immer wenn ich sie dies sagen hörte durchfuhr mich ein wohliger Schauer. Ja, ich liebte sie, seit dem Moment, wo ich sie das erste mal traf. Diese wundervolle, einfühlsame und gefühlvolle Frau mit ihrer weichen, warmen Stimme, die mich in eine andere, ferne Welt versetzte. Und dies nur durch ihre bloße Anwesenheit. Es hatte mich erwischt. Ich wusste genau, dass sie die Frau meines Lebens ist, mit der ich alt und grau werden wollte.

Wie jeden Samstag abend in all den Jahren, die wir uns kannten, war sie bei mir, verbrachte ihre spärliche Freizeit bei mir, um in meiner Nähe zu sein. Und ich genoss ihre Nähe sehr. Ich konnte ihr stundenlang zuhören. Ihrer Stimme lauschen. Selbst die banalsten und unbedeutendsten Nebensächlichkeiten vermochte sie zu umschreiben, als wären sie etwas so besonderes, dass sie es mir unbedingt erzählen müsse. Und wie immer sagte ich kein Wort, sah ihr nur in ihre wunderschönen braun-grünen Augen, die bei jedem Wort funkelten, wie die Sterne am Himmel in einer kalten klaren Winternacht. Es war für sie selbstverständlich, dass ich so gut wie nie ein Wort sagte. Ich drückte mich auf meine eigene Art aus und sie verstand, was ich ihr sagen wollte. Zwischen uns bestand immer eine sehr enge seelische Nähe, welche Worte nicht benötigte, um genau zu wissen, was der andere gerade dachte. Ich war immer für sie da, egal wann und warum, niemals fragte ich nach, ob es wichtig wäre, denn wenn es um sie ging, hatte ich nie das Gefühl, dass etwas unwichtig war. Sie war und bleibt mein Lebensinhalt, mein Ein und Alles. Und wie jeden Samstag bei unseren schier endlosen Gesprächen betrachtete ich ihr wunderschönes Gesicht. Meine Blicke strichen immer wieder über ihre sanfte Haut, ihren schlanken, grazilen Hals, herauf zu ihren wundervoll geschwungenen Wangen, den kräftigen, leuchtenden Augen, mit ihrem einzigartigen Glanz bis hin zu ihrem schulterlangen, braunen Haar, welches sie immer zu einem Zopf trug. Nur in seltenen Fällen löste sie während eines Abends den Knoten in ihrem Haar, um es kurz offen zu tragen, obwohl ich ihr immer wieder beteuerte, dass es ihr wunderschönes Gesicht noch schöner betonte, wenn sie die Haare nicht nach hinten zusammengebunden trug. Und wie jedes Mal glaubte sie mir kein Wort und nannte mich nur ihren elenden Schleimer. Niemals schien sie zu begreifen, dass ich diese Worte nicht einfach so dahersagte, sondern sie von tiefstem Herzen ehrlich meinte.

So vergingen Samstag um Samstag und wir waren uns sicher, dass diese schöne Zeit nie enden würde, so lange wir lebten. Es war einfach ein Teil unseres Lebens geworden, unmerklich, ungeplant hatten wir uns in das Leben des anderen eingeschlichen. Wurden zu einem Teil des jeweils anderen. Doch war ich mir nie sicher, ob sie ähnlich fühlte wie ich. Ob sie auch solch starke Gefühle der innigste Liebe für mich hegte. Sagte sie mir doch immer wieder, dass ich ihr bester Freund sei. Und jedes mal, wenn sie dies sagte, war es als würde ein Teil von mir sterben, zugrunde gehen. War ich doch nicht in der Lage, ihr meine wahren Gefühle zu offenbaren. Oft suchte ich nach Worten, um auszudrücken, was in mir vor sich ging, doch sobald ich die Worte fand, die ich ihr sagen wollte, sagte ich wieder etwas völlig belangloses. Aus Angst, sie könnte anders empfinden, meine Gefühle nicht erwidern. Und deshalb schwieg ich viel zu oft. Immer wieder denke ich, hätte ich früher etwas gesagt, wäre es vielleicht ganz anders gekommen.

Doch eines Abends fasste ich mir ein Herz. Ich kniete mich vor sie, legte meinen Zeigefinger auf ihre Lippen. Sie schwieg, sah mich mit ihrem großen funkelnden Augen an, sagte kein Wort. Und ich sagte zu ihr: „Wir kennen uns jetzt schon so ewig lange und wissen eigentlich alles über uns, doch eines habe ich dir immer verschwiegen, konnte es dir niemals sagen. Doch jetzt muss ich es dir einfach gestehen, weil es in meinem Herzen pocht wie wild. Ich liebe dich, meine Schöne. Ich werde dich immer lieben, immer für dich da sein. Ich möchte mein Leben mit dir verbringen, immer an deiner Seite. Sorg und Freude will ich mit dir teilen. Nur mit dir. Alt und grau mit dir zu werden, wäre das größte Geschenk, was mir je zuteil werden könnte. Willst du meine Frau werden?“. Mit Tränen der Rührung in den Augen sah sie mich an, fiel mir in die Arme und drückte mich so fest wie nie zuvor. Ein leises, fast unmerkliches „Ja, das habe ich mir immer gewünscht! JA!“ drang durch ihre zarten Lippen. Die Tränen liefen mir über die Wangen. Tränen der Freude. Dies war auch die erste Nacht, in der meine Schöne bei mir blieb. Wir lagen uns noch stundenlang in den Armen, genossen die Nähe und die Wärme, die wir uns gegenseitig schenkten. Genossen jede Minute, jede Sekunde. Wir lagen einfach nur da, hielten uns fest im Arm und schwiegen. Bis wir schließlich glücklich einschliefen. Am nächsten wurde ich sanft geweckt, als mir die Sonne ins Gesicht schien. Als ich meine Augen öffnete kniete sie vor mir, strich mir durch die Haare, lächelte mich an. „Guten Morgen mein Schatz. Ich habe dich beobachtet, wie du schliefst. Es gefiel mir so sehr. Dein Lächeln im Schlaf ist so schön.“ Wir verbrachten eine wundervolle Zeit, verlobten uns sogar nach einiger Zeit. Nie hätte ich gedacht, dass ich je so viel Glück haben würde im Leben. Es war fast wie im Märchen. Doch es kam noch schöner. Sie machte mir ein Geschenk, das ich mir immer gewünscht hatte. Sie wurde schwanger und bekam eine Tochter. Sie sah genau so aus wie ihre Mutter. Nun hatte ich schon zwei wundervolle Frauen in meinem Leben. Doch fehlte noch etwas, eine Kleinigkeit, die alles perfekt machen sollte; unsere Hochzeit. Wir verbrachten eine ganze Weile mit der Planung. Es sollte alles so perfekt wie möglich werden. Unvergesslich für uns und unsere Gäste. Es war alles arrengiert. Und heute ist der Tag da. Ich stehe vor dem Pfarrer, neben mir meine schöne Frau, die ich immer noch über alles liebe. Meine kleine Tochter in ihrem süßen Kleidchen, sie wird es wohl nicht alles mitbekommen, ist sie doch noch zu jung dafür. In meiner Hand halte ich eine Blume ihrer Lieblingsgattung, eine schwarze Rose. Sie hat sie immer schon sehr gern gehabt. Ich lausche den liebevollen Worten des Pfarrers. Reibe mir die Tränen aus den Augen. Blicke zu meiner Frau herüber. Alle Gäste sind anwesend, sie stehen um uns herum, beobachten das Geschehen. Auch sie haben die Tränen in den Augen, so ergriffen sind sie von der Rede. Ich bin mit meinen Gedanken weit entfernt, nicht wirklich anwesend. Der Pfarrer hat seine Ansprache beendet und spricht seinen Segen aus. Ich trete ein Stück vor, sage meiner Frau wie sehr ich sie liebe, sie immer lieben werde. Dann lasse ich die schwarze Rose herabfallen auf ihren Sarg. Könnte sie sie nur sehen, sie würde sich freuen. Heute wäre ein schöner Tag gewesen, wäre sie nicht vor 6 Tagen aus dem Haus gegangen und mit dem Auto gefahren. „Bye, bis bald Schnucki“. Das waren immer ihre letzten Worte, wenn sie ging und mich verlassen hat. Und das waren auch ihre letzten Worte, als sie die Tür schloss. Ich sagte ihr noch „Fahr vorsichtig, Schatz.“ Das tat sie auch, jedoch der Betrunkene im anderen Auto nicht. Er überfuhr die rote Ampel und rammte meine Schöne in der Fahrerseite. Sie war sofort tot. Er blieb unverletzt. Er hat mir alles genommen. Alles, was mir je etwas bedeutet hat. Doch habe ich ja noch ihr Vermächtnis, in dem sie weiterleben wird. Unsere schöne Tochter. Und immer wieder höre ich noch ihre Worte „Bye bis bald Schnucki!“

meiLi ( Gast )
Beiträge:

09.11.2005 00:12
#2 RE: Liebe ohne Chance (Kurzgeschichte) Antworten

SarahJane ( Gast )
Beiträge:

12.01.2006 07:39
#3 RE: Liebe ohne Chance (Kurzgeschichte) Antworten

das ist eine wunderschöne, traurige geschichte ...du beschreibst alles so schön...toll...
Liebe Grüße, SarahJane

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