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 Rassismus / Vorurteile / Intoleranz
Aileen Offline



Beiträge: 1.304

18.08.2002 00:11
Neonazi ersticht jungen Türken Antworten
Saarbrücker Zeitung Nr.185 - 12.08.2002:

Mutmaßlicher Neonazi ersticht jungen Türken

Entsetzen in Sulzbach nach der Bluttat - Ermittlungen auch wegen Mordversuchs an Polizisten - Von MICHAEL JUNGMANN, DIETER GRÄBNER und MARCUS KALMES - Sulzbach/Saarbrücken.

Eine grausame Bluttat schreckt das Saarland auf. Der im Saarland geborene Türke Ahmet S. (19) wurde am späten Freitagabend auf dem Salzbrunnenfest in Sulzbach brutal niedergestochen. Er erlag am Samstag im Klinikum Saarbrücken auf dem Winterberg seinen Verletzungen. Das Fest wurde am Wochenende vom Verkehrs- und Heimatverein "wegen der schrecklichen Vorkommnisse" abgesagt. Nach Angaben von Augenzeugen handelt es sich bei dem 25 Jahre alten Carlos N. aus Sulzbach um den Täter, der dem jungen Türken fünf Stiche mit einem Klapp- oder Sprungmesser in Brust und Bauch versetzt hatte. N. und sein Begleiter, der 19 Jahre alte Paul F., werden von der Polizei der Neonazi-Szene zugeordnet. Beide sollen bereits früher in diesem Zusammenhang aufgefallen sein. F. ist nach "SZ"-Informationen wegen schweren Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten verurteilt. Beim Landeskriminalamt (LKA) hieß es nur, "zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen kann ein fremdenfeindlicher Hintergrund nicht ausgeschlossen werden". Im Sulzbachtal gab es in den vergangenen Monaten wiederholt gewalttätige Vorfälle, in die Skinheads und die rechtsextreme Szene verwickelt waren. Auf dem Salzbrunnenfest zeigte die Polizei deshalb verstärkte Präsenz, da man Übergriffe befürchtete. Zwei Polizisten entdeckten den blutüberströmten Ahmet S. Kurze Zeit später später war ein Polizeikommando vor der Wohnung des 25 Jahre alten mutmaßlichen Täters in einem Sulzbacher Hochhaus. Als die Beamten den Hausflur durchsuchten, wurde plötzlich einem Polizisten offenbar von Carlos N. eine geladene Pistole an die Schläfe gedrückt. Die Waffe, so die Polizei, wurde abgedrückt, allerdings löste sich kein Schuss, da die Pistole nicht durchgeladen war. Den Beamten gelang es dann, Carlos N. und Paul F. zu überwältigen. Ein Richter erließ am Samstag Haftbefehl. Eine Sonderkommission von Kriminal- und Schutzpolizei sowie des Staatsschutz-Dezernates des LKA ermittelt wegen Verdachts auf Mord und versuchtem Mord an einem Polizisten. Bei der Durchsuchung der Wohnung von Carlos N. entdeckten die Fahnder ein Waffenarsenal. Hans-Werner Zimmer (SPD), Bürgermeister von Sulzbach, und der Vorsitzende des Verkehrs- und Heimatvereins Sulzbach, Karl-Heinz Trautmann, äußerten sich "zutiefst entsetzt über diese Wahnsinnstat". "Dieser kriminelle Anschlag auf ein Menschenleben ist schärfstens zu verurteilen", hieß es weiter. Auf dem Sulzbacher Festgelände trafen sich am Wochenende immer wieder Gruppen von Deutschen und Türken, um dem Opfer zu gedenken. Am Samstag nahmen rund 100 Menschen an einer Protest-Demonstration gegen Rechtsextremismus durch Sulzbach teil.




Aileen@gedichteboard.de

Aileen Offline



Beiträge: 1.304

18.08.2002 00:12
#2 RE:Neonazi ersticht jungen Türken Antworten
Saarbrücker Zeitung Nr.185 - 12.08.2002, Lokalteil Sulzbach:

"Ercan, Messer, Blut!" Alle freuten sich, bis kurz vor Mitternacht eine entsetzliche Bluttat das Fest beendete...

- Von DIETER GRÄBNER - Sulzbach.

Am Samstagmittag räumen die Schausteller ihre Stände ab, verladen die Tische und Bänke der Bierstände in ihre Transporter. Kein Karussellgedudel. Kein Bratwurstduft. Das Salzbrunnenfest findet nicht mehr statt. Der Veranstalter, der Verkehrs- und Heimatverein hat das Fest abgesagt. Die Schausteller arbeiten schweigend. Einer sagt: "Der Dreckskerl, der verdammte." Auch im Hof hinter dem Salzbrunnen betretene Gesichter. Karl-Heinz Trautmann, der Vorsitzende des Verkehrs- und Heimatvereins, und Bürgermeister Hans-Werner Zimmer versuchen das Unfassbare in Worte zu fassen. Zimmer sagt leise: "Wie soll man sich vor so was schützen? Vier Polizisten waren auf dem Festplatz. Außerdem noch vier private Sicherheitsleute. Und trotzdem ist es passiert." Karl-Heinz Trautmann zuckt hilflos mit den Schultern: "Wir können es immer noch nicht glauben, was gestern passiert ist. Aber es ist so. Es ist passiert. Es ist wahr." Ein junger Mann starb. 19 Jahre alt. Ein 25 Jähriger stach mehrere Male mit dem Messer zu. So berichten es Zeugen. Statt Festfreude und fröhliche Menschen nun Trauer und Wut. Carlos N., 25, der zur Skinhead-Szene gerechnet wird, hat den jungen Türken Ahmet S. erstochen. So haben es Zeugen beobachtet. Warum? Trautmann sagt: "Wissen wir nicht. Die Polizei hat ihn festgenommen. Dort drüben war es, da neben dem Hydranten. Das Salzbrunnenfest haben wir nach der Bluttat abgesagt. Keiner hat dagegen protestiert. Wir können doch da nicht einfach weiter feiern." Dann gehen wir rüber zu der Stelle, an der Carlos N. nach Zeugenaussagen das Messer zog und auf Ahmed S. einstach. Neben dem Hydranten sieht man noch die Blutflecke auf dem Pflaster. Schwer verletzt und offenbar aus mehreren Stichwunden blutend schleppte sich Ahmet S.. von hier zum Stand seiner Freunde vom türkischen Fußballverein FC Türkiyem und vom Café International. Fünfzig Meter mögen das sein. Die Blutspur zeigt auch jetzt - etwa 15 Stunden nach der entsetzlichen Tat - den Weg, den der Schwerverletzte noch zurücklegte, bevor er zusammen brach. Ziya C. stand am türkischen Stand. "So was", sagt er verzweifelt "muss es doch nicht geben. Wir haben alle doch sehr gut zusammengelebt. Nie gab es was. Aber diese Typen, die kennen wir. Der Messerstecher war derselbe, der auch damals (im Oktober 2001, Anm. d. Red.) ins Café International mit einer Gastpistole geschossen hat. Der hat doch das Messer auf dem Salzbrunnenfest dabei gehabt. Der war doch vorbereitet. Der Ahmet ist hier zusammen gebrochen. Er lag im Blut. Es war so viel Blut überall. Dann ist er noch ein Stück weitergelaufen und zusammengebrochen." Zu der Gruppe am Stand der Türken kommen andere hinzu - Türken und Deutsche. Keiner sagt etwas. Die Landtagsabgeordnete Karin Lawall nestelt verlegen an ihrer Jacke. Was soll man sagen, angesichts der Blutspur auf dem Boden, angesichts der Freunde des Toten, die ihren Stand zusammenräumen. Langsam erzählt Ziya C. ,übrigens in perfektem Deutsch, was er weiß und was er gesehen hat: "Der Tote war ein Freund, einer, der wie die meisten hier von uns in Sulzbach-Brefeld aufwuchs. Wir gingen zusammen in die Schule. Wir kannten uns, wie man sich kennt, wenn man Nachbar ist und zusammen aufwächst. Unsere Eltern kamen alle vor 30 Jahren hierher. Sie arbeiteten in der Grube. Die Eltern von Ahmet sind zur Zeit in Urlaub in der Türkei. Sein älterer Bruder und seine Schwester kamen heute aus dem Urlaub zurück. Da mussten sie erfahren, dass er tot ist." Ercan C., 20, ist zum Stand gekommen. Er ist der wichtigste Zeuge. Er stand neben seinem Freund Ahmet, als es passierte. Ercan C. nickt. "Ja, ich weiß alles. Ich habe gesehen wie der Typ kam und zustach." Wir gehen rüber zu dem Hydranten, an dem die beiden Mädchen Alena M., 16, und Sandra M., 18, mit Ercan und Ahmet standen. Ercan erzählt: "Gegenüber stand eine Gruppe junger Männer. Da standen ein paar Typen, riefen 'Hey, hey' und tranken Bier. Die hatten alle was getrunken. Mein Freund hat eine brennende Zigarette weg geschnippt." Gegenüber hätten zwei Männer gestanden, berichtet Ercan weiter. Die Zigarette habe "einen Mann mit Glatze" am Kopf getroffen, unbeabsichtigt. Ahmed habe die Hand gehoben, um sich zu entschuldigen. Ercan spricht sehr gut deutsch, saarländisch eingefärbt freilich. Was sich dann ereignete, beschreibt er in kurzen, stakkatoartigen Sätzen so: "Der Typ sagte so was wie: 'Hast du ein Problem?' , 'Ich habe kein Problem, ich bin locker', sagte Ahmet. Wieder sagte der Typ: 'Habt ihr ein Problem?' , 'Nein ich habe kein Problem', antwortete Ahmed." Ercan berichtet, der "Freund der Glatze" habe seinen Freund, den Ahmet "angemacht", habe seine Jacke ausgezogen und plötzlich zugestochen: "Man hat das Messer gar nicht gesehen. Ahmet blutete und schrie auf türkisch, immer wieder 'Ercan Messer, Ercan Blut!' Er lief weg. Der Typ kam mit dem Messer auf mich zu. Ich lief nach hinten weg, rannte hinter Ercan her, und sagte zu ihm: 'Bleib stehen, wir gehen ins Krankenhaus.' Aber er schleppte sich weiter. Dann brach er zusammen." Tamara Lentes, eine DRK-Sanitäterin, kümmerte sich sofort um den blutüberströmten Schwerverletzten. "Er lag auf dem Boden. Ich habe die Jacke aufgeschnitten und mit einem großen Verband versucht, das Blut zu stillen. Er röchelte: 'Ich kriege keine Luft.' Man hat gesehen, dass er ins Koma fiel. Er hatte weiße Lippen." Um den Schwerverletzten stand nun die Gruppe seiner Freunde. "Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wir waren alle hilflos, unter Schock. Er blutete wie ein Schwein." sagt Ziya C. Inzwischen waren auch die Polizisten da. Alle warteten auf den Notarzt und Krankenwagen. Alena M. und Sandra M. hatten den Eindruck, dass "es unheimlich lange dauerte, bis der Krankenwagen kam. So um die 15 Minuten. Wo das Sulzbacher Krankenhaus doch so in der Nähe ist." Ahmed starb am nächsten Morgen im Krankenhaus. Die Ärzte konnten ihm nicht mehr helfen. Im Café International, dem Treffpunkt der Türken in Sulzbach, setzt sich Ismail Güler zu uns. Er gehört zum Ausländerbeirat. Auch er war auf dem Salzbrunnenfest: "Wir leben seit 30 Jahren hier. Da gab es nie Probleme. Ich verstehe nicht, warum so was passieren musste." Am Abend ziehen dann etwa 100 Demonstranten, zusammengerufen von der Antifa Saar/Antifaschistische Aktion, schweigend durch die Sulzbachtalstraße. Für Freitag, 16. August, kündigten sie dabei eine Großdemonstration an.




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Aileen Offline



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18.08.2002 00:15
#3 RE:Neonazi ersticht jungen Türken Antworten
Saarbrücker Zeitung, 13.08.2002:

Hakenkreuzfahne in der Wohnung

Sulzbacher Neonazi erstach Türken wohl aus Fremdenhass


Von MICHAEL JUNGMANN - Saarbrücken/Sulzbach.

Die Bluttat auf dem Sulzbacher Salzbrunnenfest hat offenbar Fremdenhass als Motiv. Wie Bereits berichtet, hat der 25 Jahre alte Carlos N. aus Sulzbach den 19-jährigen Türken Ahmet S. am Freitagabend auf dem Volksfest niedergestochen. Auf einer Pressekonferenz im Innenministerium sagte Staatsanwalt Eckhard Uthe am Montag, dass es Anzeichen für Ausländerhass als Tatmotiv gebe. In der Wohnung des mutmaßlichen Haupttäters, der bei seiner Festnahme versucht hatte, auf einen Polizeibeamten zu schießen, sei neben Waffen auch eine Hakenkreuzfahne gefunden worden. N. sei seit Jahren in der gewaltbereiten Skinhead-Szene beobachtet worden. Staatsanwaltschaft und Polizei bestätigten Recherchen unserer Zeitung, wonach der mutmaßliche Mittäter Paul F. (19) aus Sulzbach bereits wegen einer fremdenfeindlichen Straftat zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten verurteilt ist. Gegen ihn wird wegen Beihilfe zum Mordversuch an einem Polizisten ermittelt, gegen Carlos N. wegen vollendetem Totschlag und Mordversuchs. Innenministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) betonte, in diesem "schrecklichen Fall" sollten alle Einzelheiten auf den Tisch. Sprecher von Polizei und Landeskriminalamt erklärten, diese grausame Tat hätte nicht verhindert werden können. In Sulzbach stehen etwa 15 Skinheads unter Beobachtung des Verfassungsschutzes, so dessen Chef Helmut Albert. Dagegen äußerte der Saar-SPD-Vorsitzende Heiko Maas erste Bedenken, ob bisher genug gegen die "rechte Szene" im Saarland getan worden sei. Die SPD habe daher bereits eine Sondersitzung des Innenausschusses beantragt. Die Leiche von Ahmet S. soll in der Türkei beigesetzt werden. Sie wurde bereits dorthin überführt.



Aileen@gedichteboard.de

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