Caught in the Net. Suchtgefahr Internet.
von Kimberly S. Young
Internetsüchtige sind nicht vom Internet als solchem abhängig, sondern von einer bestimmten emotionalen Reaktion, die ihnen die Online-Tätigkeit beschert. Die Autorin findet die Erklärung für die Internetsucht im Wunsch zu fliehen. Die Betroffenen versuchen meistens, etwas oder jemandem aus dem Weg zu gehen, womit bzw. mit dem sie sich nicht auseinandersetzen wollen. Die Internetsucht zu durchbrechen, heißt, sich mit dem Thema, vor dem der Internetsüchtige davonläuft, direkt zu befassen. Aber der vielleicht triftigste Grund dafür, warum Internetbenutzer trotz der negativen Konsequenzen weitersurfen, ist nach Ansicht der Autorin der naive Glaube der Internetsüchtigen, daß ihre Probleme nur vorübergehender Natur sind. Die Autorin vergleicht Internetsüchtige mit Alkoholikern: während des Surfens besteht eine betäubende Wirkung, nach dem Ausloggen kehren die Probleme jedoch zurück.
Kimberly S. Young verdeutlicht mit Beispielen die Grenze von Internetfreundschaften: Personen finden in Online-Freundschaften Vertrauenspersonen, Zuhörer und Rettungsanker. Doch aufgrund des Mangels an der realen Möglichkeit, für den anderen aktiv werden zu können (weite Entfernung, Anonymität), stößt hier die "gesichtslose Gesellschaft", wie die Autorin es nennt, an ihre Grenzen.
Die Autorin befaßt sich auch mit dem Thema Cybersex, d.h. erotischen Gesprächen via Internet, und Partnersuche im Netz: Wenn sich Menschen nur durch Worte auf dem Bildschirm "sehen", erschaffen sie sich ganz automatisch ihren Idealmenschen. Aber genau wie Freunde oder potentielle Partner im richtigen Leben selten unseren Idealvorstellungen entsprechen, sind Internetkontakte plötzlich gar nicht mehr so perfekt, wenn man sie in der Realität erprobt............
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